... [...] Ilija Trojanow [...]: Ein wenig undurchdacht - ev. blauäugig.
So weit ich Trojanow kenne (nämlich schlecht) würde ich auf "blauäugig" tippen...
Dieser ganze Problemkreis kämpft mit einem grundlegenden Problem, dass sich auf die Kurzformel "wie tolerant soll man sein gegenüber der Intoleranz?" bringen lässt. Wären Religionen nur eine andere Art von Überzeugungen (die einer Kritik zugängig sind), gäbe es dieses Problem nicht. Tatsächlich aber müssen Religionen den Wahrheitsanspruch stellen, daraus resultiert ein mehr oder weniger großes Maß an Intoleranz. Wenn es dann - wie bei so gut wie allen Religionen - irgendwo in den geheiligten Vorschriften Passagen gibt, die die Gewalt gutheißen, ist man dem ausgeliefert: Zufällige soziale Umstände können zu diesen Eskalationen führen. Trojanow glaubt nun (wie viele andere), dass interreligiöser, toleranter Dialog möglich wäre: Das aber ist ein Irrtum, auch dann, wenn dieser Dialog (wie im Westen) tatsächlich weitgehend konfliktfrei stattfindet. Denn das dem so ist liegt nicht an der Toleranz (die es in Religionen nicht geben kann), sondern an den beteiligten Menschen (bzw. der Gesellschaft), die die entsprechenden religiösen Probleme längst nicht mehr ernst nehmen. Aber wie erwähnt: Es kann der Tag wieder kommen, an dem mehr Menschen als uns lieb ist, diesen Ernst an den Tag legen. Und dann darf man sich wieder auf die von Gott geforderten Schlächereien berufen.
lg
orzifar