über die Angst des Philosophen vor der Naturwissenschaft geschrieben.
Ich musste zuerst im Matsch meines Hirns suchen, woher ich Wuchterls Namen kenne: Er hat seinerzeit die Rowohlt-Monografie zu Wittgenstein geschrieben. Und ursprünglich - neben Philosophie - Mathematik und Physik studiert. Umso unverständlicher wird mir sein Standpunkt...
Ja, ich habe mich über die Ausführungen angesichts seines Werdegangs auch gewundert. Wobei er immer wieder auch die (rationalen) Beliebigkeiten etwa des postmodernen Denkens kritisiert hat (dem ist ein ganzes Kapitel gewidmet). Andererseits scheint er fest überzeugt von einer irgendwie unangreifbaren Moral oder Menschenwürde, die da weit über allem anderen stehen und wissenschaftlich gar nicht kritisiert werden könne. Und diese Position bereitet er dadurch vor, dass dem naturwissenschaftlichen Denken Dinge unterstellt, die so nie oder aber seit Jahrhunderten nicht mehr behauptet wurden. Er sieht auch die Bemühungen der Frankfurter Schule um Letztbegründungen kritisch, wünscht sich im Endeffekt aber insgeheim, dass man mit einem System eine moralische Grundlegung erreichen könne. Wobei das gerade in der Moral noch viel weniger gelingen kann wie in allen anderen Bereichen: Wenn er etwa den Begriff "Menschenwürde" in den Mund nimmt (ohne genau zu sagen, worin diese für ihn besteht), so wird man sich bei einigem Nachdenken dessen bewusst, dass es kaum zwei Menschen auf dieser Erde gibt, die dem so nicht definierten Begriff den gleichen Gehalt zuschreiben würden. Und schon gar nicht wäre ein zeitenübergreifender Konsens möglich.
lg
orzifar