Schillers Vorrede und Goethes Epistel sind gelesen.
Warum Schiller, wie er in seiner Vorrede sagt, jede Politik und Parteilichkeit aus seiner Monatsschrift heraushalten will, wird nur allzu verständlich, wenn man sich (etwa bei wikipedia) die Ereignisse des Jahres 1794 anschaut: Die französische Revolution ist in ihrem fünften, wohl schrecklichsten und blutigsten Jahr, Kriege im Westen, Norden und Osten, es brennt an allen Enden. Schiller versteht diesen Rückzug aufs Geistige, Wahre und Schöne glaube ich nicht als Eskapismus, Flucht aus der Wirklichkeit in den Elfenbeinturm, sondern verspricht sich davon so etwas wie Sammlung, Erziehung und Regenerierung der Menschheit und letztlich Heilung der heillosen Zeitläufte.
Die Namensgebung unterstreicht dieses Konzept. Zuerst habe ich gedacht : Warum „Horen“ (Stunden) Warum, wenn’s eine Monatszeitschrift ist, nicht Menses( Monate) ? Aber die Horen sind ja auch Ordnungs- und Gesetzeshüterinnen und Schiller nennt in der Vorrede namentlich Eunomia, Dice und Irene, Personifikationen der guten Ordnung( Eunomia), der Gerechtigkeit( Dike) und des Friedens (Eirene), also dessen , was die chaotische Gegenwart bitter nötig hätte…
Gleich das erste Stück der Horen, Goethes an die satirischen Epistolae des Horaz angelehnte 1.Epistel, parodiert jedoch die Schiller’sche Vorrede und widerspricht ihr, indem die erzieherische Wirkung des Wortes angezweifelt wird: „Soll ich sagen, wie ich es denke? So scheint mir es bildet/ nur das Leben den Mann und wenig bedeuten die Worte…“