Hallo!
Norbert Hoerster ist für seine Beiträge zu aktuellen Ethik-Diskussionen bekannt: Etwa zu Abtreibung, Sterbehilfe oder Präimplantationsdiagnostik (bzw. verwandten Themen). Und er war starken Anfeindungen ausgeliefert, weil er sich intensiv auf akademischer Ebene mit den Positionen Peter Singers auseinandersetzte, die schließlich sogar zu seiner vorzeitigen Pensionierung führten.
In diesem schmalen Buch begründet er auf rund 120 Seiten, warum der Glaube an einen persönlichen Schöpfergott (den Gott der drei großen, monotheistischen Religionen mit den Attributen der Einzigkeit, Ewigkeit, Allgüte, Allmächtigkeit und als Schöpfer und Erhalter der Welt) mit rationalen Argumenten nicht zu verteidigen ist. Ihm ist es dabei weniger um eine ausgefeilte, philosophische Argumentation zu tun, sondern vielmehr um eine ansprechende Darstellung der kritischen Positionen - ohne allzu viel philosophisches Vorwissen vorauszusetzen. (Mackies Buch "Das Wunder des Theismus" kann als die anspruchsvollere, akademische Variante von Hoersters Ausführungen gelten.)
Dieses Vorhaben, bekannte Positionen zu skizzieren und zu kritisieren (ohne jegliche Polemik) ist Hoerster hier mehr als gelungen. Ausgehend von der Frage, ob der Gottesglaube Rationalität beanspruchen kann, behandelt er den ontologischen, kosmologischen und teleologischen Gottesbeweis, nimmt sich der Frage an, ob Gott für die Moral bzw. den Sinn eines Lebens von Belang sein kann, wie es um die Plausibilität von Offenbarungen bzw. Wundern bestellt ist und welche Verteidigungsstrategien Theologen dem Theodizeeproblem gewidmet haben. Alle diese Fragen werden verständlich und logisch stringent abgehandelt, wobei die Unhaltbarkeit theistischer Positionen klar zutage tritt. Den moralischen Implikationen des Gottesglaubens wird weniger Augenmerk geschenkt (dazu
Buggle: Denn sie wissen nicht, was sie glauben), die Problematik aber immer wieder berührt. Die Klarheit und Verständlichkeit des Textes macht ihn äußerst empfehlenswert.
lg
orzifar