Die Glasglocke, Roman
Hallo,
Die Lyrikerin Sylvia Plath schrieb diesen Roman einer Depression, bevor sie selbst ihr junges Leben nahm. Der Roman ist an ihrer Biografie orientiert und blickt zurück in das Jahr 1953, als die erfolgreiche Collegestudentin Esther Greenwood einen Literaturwettbewerb gewinnt und bei einer Modezeitschrift ein mehrwöchiges Volontariat beginnen kann. Viele Collegemädchen sind neidisch. Sie ist eine von zwölf, Esther, vom Lande kommend, ihr nun eine ereignisreiche Zeit bevorsteht. Doch ihr scheint der Aufenthalt in der großen Stadt, das lustige Partyleben, die Arbeit, nicht zubekommen. Schon zu Romanbeginn lesen wir:
Ich wußte, irgend etwas stimmte in diesem Sommer nicht mit mir, denn andauernd mußte ich an die Rosenbergs denken und daran, wie dumm es von mir gewesen war, all die unbequemen teuren Kleider zu kaufen,...
Zu Beginn sicherlich erfreut auf der Erfolgsschiene zu sein, kann sie mit dem New York-Glamour doch nichts anfangen, und die Rosenbergs kommen auf den elektrischen Stuhl. Ja,
„es war ein verrückter, schwüler Sommer.“ Den Roman mit der Todesstrafe in schwülhitziger Atmosphäre zu beginnen ist sehr treffend, weil Esther im Zuge ihrer Depression von Selbstmordgedanken – und versuchen selbst geplagt wird, schießlich unter psychiatrischer Aufsicht landet. Doch bis dahin schreitet sie einen Weg der Teilnahmslosigkeit. Der Trubel mit ihren Freundinnen, geht an ihr vorbei. Bei einem Diner vergiftet sie sich an Krabben und erbricht bis zur Bewusstlosigkeit. Für mich eine Metapher, dass sie wirklich ihr Leben zum Kotzen findet. In ihrer Lebenssituation ist sie am falschen Ort. Zumal sie auch pendelt zwischen dem Wunsch einer Männerbeziehung und Ablehnung, Männer letzten Endes ohne hinterbliebenden Eindruck an ihr vorüberziehen. Sie fühlt sich sehr einsam unter vielen Menschen.
Sylvia Plath gelingt es sehr gut, darzustellen, wie sich die Depression allmählich in Esthers Leben einschleicht. Auch ich als Leser, habe es auch erst im Nachhinein gemerkt, dass sich dort irgendetwas mulmiges einschleicht. Lese man das Buch also behutsam, lasse man sich nicht durch Leichtlesbarkeit zum rasanten Lesetempo verleiten. Am Verhalten der Esther Greenwood merkt man, das mit ihr etwas nicht stimmt, sie in etwas hereinrutscht, was nicht aufzuhalten ist. Dieses hat Sylvia Plath wunderbar gezeichnet.
Die Ziellosigkeit, das Verlorensein im Leben wird in der Metapher des Feigenbaums erzählt.
Ich sah mich in der Gabel dieses Feigenbaumes sitzen und verhungern, bloß weil ich mich nicht entscheiden konnte, welche Feige ich nehmen sollte...
Eingezwängt wie ein totes Baby in der Glasglocke erscheint das Leben wie ein böser Traum (frei nach Seite 247, Bibliothek Suhrkamp).
Liebe Grüße
mombour