Hallo!
Ein IT-Manager wird in Taiwan von einem explodierenden Wal schwer verletzt, beginnt im Krankenhaus eine Affäre mit der ihn behandelnden (deutschen) Ärztin, stürzt anschließend mit dem Flugzeug ab, überlebt (nicht ohne eine gewisse Schuld für den Tod eines Mitpassagiers auf sich zu laden), fährt nach Hause, heiratet, lässt sich wieder scheiden, wird Bademeister in Stuttgart und 8 Jahre nach seiner Taiwan-Exkursion vom Konsulat kontaktiert, das da vermutet, dass er der Vater des Sohnes der vor 6 Jahren verstorbenen Ärztin sein könnte. Er akzeptiert diese Vaterschaft, die sich allerdings als falsch herausstellt (das asiatische Aussehen schließt ihn als Vater sofort aus), nimmt den Jungen trotzdem zu sich, der sich als sprachlos (er spricht eine Privatsprache und scheint nicht fähig, eine andere zu lernen), aber außergewöhnlich begabt erweist (ein Kletter- und Zeichengenie). Schließlich fährt man zum Bergsteigen nach Tirol (wo die Schwester der Hauptfigur tödlich verunglückt ist), trifft, ohne dass jemand was davon erfährt, den wahren Vater des Jungen (einen Kosmetikhersteller, der auf der Flucht vor seinen Konkurrenten zum Tellerwäscher mutiert), verliert sich in Träumen, in denen verstorbene Personen auftauchen bzw. von den Träumen des einen zu den eines anderen wechseln und fährt schließlich - Freundschaften schließend - wieder nach Hause.
Wenn das verwirrend klingt: Ja, das ist es zum Teil. Aber weniger die Verwirrung, sondern die sinnfreie Aneinanderreihung von Ereignissen macht das Buch zu einem äußerst unausgegorenen, oft schon blödsinnigen Machwerk, das weder amüsant zu sein versteht (außer man freut sich über explodierende Wale oder andere Abstrusitäten, die schon mal vorkommen, allerdings keine Geschichte tragen können) noch sprachlich irgendetwas anderes als Hausmannskost zu bieten in der Lage ist. Dazu kommen die enervierenden Traumsequenzen mit esoterischem Einschlag oder dümmlich-banale Konstruktionen (wie der sprachlose (allerdings Donald-Duck-Heftchen lesende und Filme guckende) Junge mit geniehaften Allüren). Das Ganze hat die Originalität und den Unterhaltungswert einer Ecksitzgarnitur - und wie ein solches Machwerk auf die Buchpreis-Shortlist kommt bleibt das Geheimnis der Jurymitglieder. Steinfest hat sich mit diesem Ausflug in die Nicht-Krimi-Literatur völlig übernommen; was etwa in "Gewitter über Pluto" noch witzig und geistreich war (und ich sogar noch schrieb, dass es spannend wäre, den Autor abseits dieses Genres kennenzulernen), ist hier bestenfalls Klamauk. Und von den originell gestalteten Figuren jenes Buches ist hier nur noch ein plumper Abklatsch zu finden. Fazit: Ein Buch, das so ziemlich alles falsch macht, was da falsch zu machen ist: Von langweiligen Witzeleien zu schwachsinnigen, esoterischen Traumsequenzen findet sich hier alles.
lg
orzifar