Hallo!
Der vorläufig letzte Krimi der "Brenner-Serie", nicht der beste, aber durchaus unterhaltsam und angenehm zu lesen. Haas hat eine ellipsenartige, an die österreichische Umgangssprache leicht angenäherte Schreibweise entwickelt, die er virtuos handhabt und mit viel Gefühl und Witz einsetzt. Ich vermute, dass es vor allem diese Sprache ist, die einen Gutteil des Erfolges dieser Krimis ausmacht, wobei ihm auch sein Gefühl für die Komik von Alltagsdialogen, für die Sprechweise der unterschiedlichsten sozialen Schichten entgegenkommt. Die auktoriale Erzählstruktur tut das ihre dazu: So kann sich Haas an den Leser wenden, das Verhalten seiner Hauptfigur verteidigen oder kritisieren, das Geschehen von einer Metaebene aus kommentieren.
Brenner ist ein ehemaliger Kriminalkommissar, der sich später als Privatdetektiv seinen Unterhalt verdiente und den Typen des unkoventionellen, häufig gegen den guten Geschmack verstoßenden Ermittlers darstellt und der so manchmal eine größere Nähe zur Unterwelt als zum gesetzestreuen Bürger hat. Keineswegs ein Held, vielmehr jemand, der durch die Umstände in die verschiedensten Kalamitäten gerät, oft gegen seinen eigenen Willen. Auch in diesem Buch sind es Zufälle, die ihn zu einem Ermittler im Rotlichmilieu werden lassen auf der Suche nach einer verschwundenen Russin, deren geheimnisvolles Verschwinden sich schließlich als sehr viel weniger geheimnisvoll als angenommen herausstellt. Der Plot ist nicht übermäßig originell, allerdings lebt das Buch mehr von den skurrilen Charakteren, den privaten Beziehungsproblemen Brenners und den sehr genau beobachteten Alltagssituationen. Gute Unterhaltung, allerdings auch nicht mehr.
lg
orzifar