Hallo!
Neun kunstvoll ineinander verflochtene Geschichten, doppelte Erzählebenen, geistreiche Plots - viel mehr kann man eigentlich von einem Autor nicht verlangen. So seltsam mir Kehlmann als Mensch - als sich selbst zur Aufführung bringender Schriftsteller - auch erscheinen will (etwa die äußerst dumm-humorlose Auseinandersetzung im "Profil" mit Franzobel), so unbestreitbar ist sein literarisches Talent.
Wenngleich ich das Gefühl hatte, nicht wirklich einen Roman gelesen zu haben, so ist das Spiel mit Fiktion und Wirklichkeit, einem geträumten Leben (lebenden Traum), in dem die Figuren verschwinden, auftauchen oder zum Schweigen verurteilt werden (explizit durch den auftretenden Autor der Geschichte) ein geistreiches Vexierspiel, in dem das souveräne Können Kehlmanns sichtbar wird. Vielleicht hätte - bei mehr Hingabe - auch ein wirklich großer Roman daraus werden können, aber auch so ist das ein sprachlich sehr ansprechendes, humoriges und geistreiches Buch, in dem nicht nur der Coelho-Verriss sehr gelungen erscheint.
Ich muss zugeben: Eigentlich hätte ich das Buch lieber verrissen. Des erwähnten Autors, seiner Wichtigtuerei in diversen Talkshows, seiner Selbstinszenierung wegen. Aber so weit geht die Antipathie denn doch nicht, dass sie das Vergnügen an diesem Buch verleugnen würde.
lg
orzifar