Habe das erste Buch schon seit einiger Zeit gelesen und bevor die Eindrücke vollends verblassen, einige Bemerkungen dazu:
.... ist bislang allerdings kein echtes Highlight. Man vergnügt sich mit intellektuellen Spielchen, schlägt die Zeit irgendwie tot ...
Letzteres finde ich nun gerade gut und stimmig! Die Diskussion über den
Hofmann ist eins der" intellektuellen Spielchen", die zur Unterhaltung der Abendgesellschaft am Hofe zu Urbino veranstaltet werden.
Il cortegiano ist damit keine trockene, schematische Abhandlung, sondern handelt sein Thema mit
Anmut (
grazia)und
zwangloser Lässigkeit (
sprezzata desinvoltura) ab und gibt durch diese Art der Präsentation selbst ein Beispiel für die Schlüssel-und Kardinaltugend, um die es im
Hofmannn vor allem gehen wird.
So auch im 1. Buch. Zwar geht es in in ihm zunächst mal ums Körperliche in Form militärischer Ertüchtigung (in meinem Text und auch im Original ist jedenfalls von Krieg und weniger von Sport die Rede,@ sandhofer), aber es geht auch ganz wesentlich um die Selbstdarstellung des Kriegsmannes. Dieser solle seinLicht zwar nicht unter den Scheffel stellen, dürfe sich aber nicht selbst loben oder gar mit seinen Ttaten protzen, lächelnde Untertreibung sei angesagt, aber maßvoll, denn bei einem Übermaß an Bescheidenheit, entstehe wiederum der Eindruck der
Affektiertheit (
affezione), dem Gegenteil von Anmut! Und es werden einige Zeitgenossen zitiert, die sich durch maßlose Untertreibung lächerlich gemacht haben.
Das erste Buch endet mit Tanzdarbietungen der "holden Weiblichkeit". Frauen scheinen, soweit ich sehe, zahlenmäßig in der Gesprächsrunde den Männern gleichgestellt, ihr Beitrag scheint aber mehr metakommunikativer Art zu sein. Frauen regen an, zügeln und moderieren das Gespräch und halten sich inhaltlich zurück.
Faszinierend finde ich, wie immer wieder bei den einen der Standesdünkel durchbricht, während andere schon ein demokratischeres Weltbild haben.
Interessant. An welchen Personen/Textstellen machst du das fest? Mir ist das gar nicht aufgefallen.