Habe im Blog...

[sandhofer]

… ein weiteres Faust-Drama vorgestellt, auf das ich zufällig in Gerhard Kaisers Geschichte der deutschen Literatur von der Aufklärung bis zum Sturm und Drang gestoßen bin: Doktor Faust. Volks-Schauspiel eines gewissen Julius von Soden. Gut gemeint, auch ein paar gute Ideen, aber Sodens dramatisches Können reicht bei weitem nicht, um die guten Ideen auf der Bühne auch gut präsentieren zu können.

[orzifar]

... das vor langer Zeit angesprochene Buch Neil MacGregors verrissen.

[sandhofer]

… die Briefe Alexander von Humboldts an Varnhagen von Ense vorgestellt. Der alte Humboldt entpuppt sich darin als einer, der den Lauf der Zeiten – wir sind in der Restauration – offenbar nur noch aushält, wenn er sich seinem Freund gegenüber recht zynisch äußern kann. Dass Ludmilla Assing, Varnhagens Nichte, bereits 1860 den Briefwechsel unzensiert an die Öffentlichkeit brachte, ist ihr hoch anzurechnen. Sie ist damit so etwas wie der heimliche Star der Ausgabe.

[sandhofer]

… den Kriminalroman Die rätselhaften Honjin-Morde von Seishi Yokomizo vorzustellen versucht. Ich fürchte, ich bin da ein wenig in eine halb-theoretische Diskussion erst des Begriffs „Historischer Roman“ geschlittert, dann der frühen Geschichte des „locked room mysterys“. Je nun. Der Krimi war als solcher auch seltsam genug.

[sandhofer]

… ein Büchlein vorgestellt, das auch 80 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung noch immer hochaktuell ist – ja, aktueller denn je: LTI, Die Sprache des Dritten Reiches von Victor Klemperer. Eine bedrückende Lektüre, zumal die Gegenwart offenbar nichts gelernt hat

[orzifar]

... den "Verlorenen" ein besseres Zeugnis ausgestellt als der "Straße". Weil weniger manchmal mehr ist.

[sandhofer]

… den kurzen Roman Dorf im Himmel von C. F. Ramuz vorgestellt. Ramuz wird selbst hierzulande, selbst im französischen Teil des Landes, nach wie vor unterschätzt. Dabei handelt es sich bei ihm um den größten französischsprachigen Schriftsteller, den wir haben. Ja, um Weltliteratur.

[sandhofer]

… Herders bis heute unterschätzte Metakritik an Kants Kritik der reinen Vernunft umrissen. Das Verhältnis der Texte Kants und Herders zueinander verdiente eine genauere Analyse.

[sandhofer]

… Christa Wolfs Roman Kassandra vorgestellt. Ein wuchtiger Anfang, ein ebensolches Ende – leider zwischendurch für meinen Geschmack etwas zu larmoyant. Die Hauptfigur hat die Tendenz, sich allzu wichtig zu nehmen. Am Anfang und zum Schluss, wo Kassandra kurz vor ihrer Ermordung steht, ist das sinnvoll, aber zwischendurch hätte ich mir einen Wechsel der Erzählposition gewünscht.

[sandhofer]

… einen mich nicht recht zufrieden stellenden Reisebericht (in Anführungszeichen zu lesen) verrissen – Millay Hyatt: Nachtzugtage. Nicht meine Welt, nicht mein Stil. Schade, denn Eisenbahnen mag ich eigentlich.

[orzifar]

... der Enttäuschung über ein mehr als plattes Elaborat von Franz M. Wuketits Ausdruck verliehen. Das hatte ich wahrlich nicht erwartet.

[sandhofer]

Hat er wirklich im Ernst die Gesellschaft, die Politik, das Wirtschaftleben durch die Bank verantwortlich gemacht? Ich meine: Die Gesellschaft (zum Beispiel) ist ja nicht wirklich ein Subjekt, das eigenständig handeln kann. Wenn er tatsächlich derartige Personalisierungen und Verallgemeinerungen macht, verstehe ich Deine Enttäuschung vollkommen.

Habe gerade nachgeschaut. Der Verlag, in dem das Buch zuerst erschienen ist, bewirbt auf seiner Homepage Bücher wie Heilen mit Symbolen, Homöopathische Symbolapotheke ... wtf?

[orzifar]

Hat er wirklich im Ernst die Gesellschaft, die Politik, das Wirtschaftleben durch die Bank verantwortlich gemacht? Ich meine: Die Gesellschaft (zum Beispiel) ist ja nicht wirklich ein Subjekt, das eigenständig handeln kann. Wenn er tatsächlich derartige Personalisierungen und Verallgemeinerungen macht, verstehe ich Deine Enttäuschung vollkommen.

Siehe den zitierten Satz im Text: "Politiker ziehen uns das Geld aus der Tasche." Von ähnlichen Sätzen wimmelt es im Text, ich hätte derlei nicht für möglich gehalten. Es ist wirklich Stammtischniveau. Das Buch macht den Eindruck, als ob der Autor - hätte er noch gelebt - einige Jahre später sich an Coronaspaziergängen beteiligt hätte.

Habe gerade nachgeschaut. Der Verlag, in dem das Buch zuerst erschienen ist, bewirbt auf seiner Homepage Bücher wie Heilen mit Symbolen, Homöopathische Symbolapotheke ... wtf?

Gut, dass du nachgesehen hast, ich war auch verwundert über den Verlag (den ich nicht kannte). Habe das aber bloß ad notam genommen. Ergibt nun Sinn. Trotzdem - ich verstehe das nicht. Wuketits hat zwar manchmal etwas triviale Ansätze in anderen Büchern vertreten (außer er schrieb dezidiert über evolutionäre Themen), aber er ist doch kein Idiot gewesen - im Gegenteil. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass er so etwas verbricht.

[sandhofer]

Es ist wirklich Stammtischniveau. Das Buch macht den Eindruck, als ob der Autor - hätte er noch gelebt - einige Jahre später sich an Coronaspaziergängen beteiligt hätte.

Hätte er sicher. Bei Wikipedia finde ich Folgendes:
Franz Wuketits war Mitbegründer der österreichischen Initiative „Mein Veto“, die sich gegen die angeblich zunehmende Beschneidung bürgerlicher Freiheiten und Bevormundung durch den Staat richtet. Als Beispiele für derartige Eingriffe werden auf der Homepage der Initiative das „Mentholzigarettenverbot“ sowie „Alkoholverbote an öffentlichen Plätzen“ genannt.

Diese Gruppe sagt Dir sicher mehr als mir.

[orzifar]

Es ist wirklich Stammtischniveau. Das Buch macht den Eindruck, als ob der Autor - hätte er noch gelebt - einige Jahre später sich an Coronaspaziergängen beteiligt hätte.

Hätte er sicher. Bei Wikipedia finde ich Folgendes:
Franz Wuketits war Mitbegründer der österreichischen Initiative „Mein Veto“, die sich gegen die angeblich zunehmende Beschneidung bürgerlicher Freiheiten und Bevormundung durch den Staat richtet. Als Beispiele für derartige Eingriffe werden auf der Homepage der Initiative das „Mentholzigarettenverbot“ sowie „Alkoholverbote an öffentlichen Plätzen“ genannt.

Diese Gruppe sagt Dir sicher mehr als mir.

*lach* - diesbezüglich muss ich dich enttäuschen, davon habe ich noch nie gehört (was auch für die Erfolglosigkeit der Bewegung zu sprechen scheint, aber ich kriege solche Dinge oft nicht mit). Aber dass Wuketits tatsächlich ein solcher Gimpel gewesen zu sein scheint, trifft mich schon irgendwie. Ich muss mein Bild von ihm offenbar revidieren, für derlei Idiotien habe ich genau gar kein Verständnis. Grausam.