Der kann schon was, erinnert ein bisschen an das, was du über den Ulysses mal geschrieben hast: Ein paar verrückte Typen in Dublin ... Hier sind es ebenso abgefahrene Schilderungen von Drogenfreaks, [...]
Klingt auch ein wenig nach Philip. K. Dick, oder?
Nein, das trifft es nicht. Dick kann auch der Nicht-Literatur-Afficionado lesen, das ist recht leicht (ohne allzu viel von ihm zu kennen, er hat ja Unmengen geschrieben) lesbar, lockere Unterhaltung. All das trifft auf dieses Buch nicht zu (doch - unterhaltsam ist es, aber auf andere Weise) - und wirklich (trotz und wegen der Verrücktheiten nebst den 150 Seiten Fußnoten, die noch ein eigene Betrachtung wert sind) große Literatur. Manchmal mühsam (ich muss - endlich mal nicht erzwungenermaßen und weil meine physische Hülle mich nicht mehr recht tragen will - mein Fachwissen über medizinische Fachterminologie auffrischen), dann wieder geistreich (seine Wortneuschöpfungen bzw. -zusammenstellungen dürften im Englischen ein noch größeres Potential besitzen - im übrigen Hut ab vor dem/den Übersetzer(n)), ich würde ihn eher mit Pynchon vergleichen (aber Foster-Wallace ist sehr viel witziger), zuallerst fiel mir Joyce ein (ich weiß, die Stöckchenhöhe hier ist beachtlich).
Ich halte das Buch für einen zukünftigen Klassiker der Romanliteratur (wenn es das nicht schon ist). Und es ist ein El Dorado für alle Interpretationsfetischisten, da der Roman mit zahlreichen Anspielungen auf andere Literatur, politische Entwicklungen etc. gespickt ist. Manches "Wiedererkennen" mag den Bildungsbürger erfreuen, faszinierend ist für mich viel eher, dass das Buch trotz all dieser Besonderheiten ausnehmend amüsant ist (im Gegensatz zu Pynchon, von dem ich mich oft gequält fühl(t)e).
lg
orzifar