Hallo!
Nun, da werden zuerst eher Erleuchtungs- bzw. Erweckungserlebnisse beschrieben. Solche sind mir - leider oder glücklicherweise - noch nicht beschieden gewesen; und bin dann doch eher erleichtert, da ich es mir unangenehm vorstelle, wie weiland Rouseau mit einer von Tränen durchtränkten Hemdbrust aufzuwachen von meinem exaltierten Zustande. Die Autorin geht zwar in weiterer Folge auf die von mir intendierte "Erkenntnis" ein, ich würde aber zwischen solchen Erweckungserlebnissen á la Augustinus und Rousseau (wobei ich diesfalls der im Text kurz angedeuteten Meinung bin, dass dieses von ihm fingiert worden ist) und der Art von Denken, wie sie etwa bei Max Weber beschrieben wird: Ein Zurücktreten, Freiwerden von eingefahrenen Denkwegen, um plötzlich zu anderen, neuen Lösungen zu kommen (ähnlich wie es viele Rätsel erfordern - und/oder die Mathematik), unterscheiden. Und noch etwas anderes scheint mir das zu sein, was Ruth Klüger beschreibt: Ein Innewerden einer Situation, einer Art von Ernsthaftigkeit, die irreversibel ist und häufig spezifisch jugendlich.
Später dann wieder für mich treffend zwischen systematischem Suchen (das eben nur unter bestimmten Voraussetzungen Erfolg hat) und diesem Distanzieren differenziert. Aber das scheint eben sehr wenig mit den von Klüger oder Augustinus beschriebenen Zuständen zu tun, das sind unterschiedliche Dinge. Das Zitat von Jonah Lehrer beschreibt es hingegen gut: "Unsere besten Gedanken entstehen während des Halbschlafs. ... Einen Einfall herbeizwingen zu wollen, kann ihn verhindern. Während im Allgemeinen angenommen wird, dass die beste Art, ein schwieriges Problem zu lösen, darin besteht, Ablenkungen zu vermeiden, die Aufmerksamkeit auf die relevanten Details zu lenken und sich zu konzentrieren, zeigt sich, dass derartige geistige Zusammenballungen die kreativen Verknüpfungen, die zu plötzlichen Durchbrüchen führen, blockieren können. Wir unterdrücken genau die Gehirnaktivität, die wir unterstützen sollten."
lg
orzifar