Hallo!
Ein Buch, das als Pflichtlektüre für alle Philosophiestudenten gelten sollte. In äußerst klarer, einfacher Sprache beschreibt Carnap die Rolle der Philosophie in den Naturwissenschaften, skizziert Grundlegendes, fundamentale Überlegungen, die jeder, der in irgendeiner Form wissenschaftlich tätig ist, in seine Arbeit einbeziehen sollte.
Wir operieren gerne mit dem Selbstverständlichen, ohne uns dessen bewusst zu sein. Genau hier setzt Carnap an: Er beschreibt die grundsätzliche Struktur von Naturgesetzen (nebst ihrer Problematik, dem Induktionsproblem und seiner angefügten Lösung einer logischen Wahrscheinlichkeit, die sich aber - zu Recht!? - nicht durchgesetzt hat), umreißt den Status von Experimenten und greift die Problematik der Messbarkeit der Natur auf (wobei immer Einwände berücksichtigt werden; auch solche die etwa Goethe gegenüber der quantitativen Methode geäußert hat). Dies alles geschieht im Hinblick auf die wichtigsten, grundlegendsten Fundamente aller Wissenschaft, ungeheuer klar, ohne alle Polemik (im Gegenteil: Carnap versucht auch den obskursten pseudowissenschaftlichen Methoden noch Gerechtigkeit widerfahren zu lassen), auf einleuchtende und sehr verständliche Weise.
Es ist ein Buch zum Genießen (ich habe die ersten zwei von insgesamt sechs Abschnitten gelesen), zum Notizen machen, zum Überdenken dessen, was uns als selbstverständlich erscheint. Wissenschaftler bedienen sich ausgefeilter Technik, subtiler Messmethoden, komplizierter mathematischer Formeln - und vergessen manchmal die Grundlagen aller Forschung. Diese Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen ist dieses Buch geschrieben - und genau dadurch erweist es sich als horizonterweiternd.
lg
orzifar