Hallo!
Angeregt durch die Erwähnung Schopenhauers auf Mastodon (Giesbert) habe ich nun mit der "vierfachen Wurzel" begonnen. Ich habe wenig Erinnerung daran und bin - wie ich gestehen muss - ziemlich enttäuscht. Philosophisch ist das fragwürdig wie fast alles des deutschen Idealismus, erkenntnistheoretisch ein einziges Stirnrunzeln erzeugend. Selbst der eigentlich geschätzte Stil Schopenhauers mutet hier oft trocken und mühselig an - als ob er sich an Kant orientieren würde. Ludwig Boltzmann lobte Schopenhauer für seine Hegelkritik, fügte aber - mit Recht - hinzu, dass vieles von dieser Kritik er auch auf seine eigene Philosophie hätte anwenden sollen.
Das ist ein recht inkonsistentes Sammelsurium: Während man etwa liest, dass alle Gegenstände der Erfahrung sämtlich materiell wären, die empirischen Objekte seien aufgrund der Gesetze des Raumes, der Zeit und der Kausalität zum Komplex der empirischen Realität verknüpft, liest man später, dass die Materie (= Substanz) die reine Kausalität selbst ist. Da fehlt es mir an Abstraktionsvermögen, Materie und Kausalität in eins zu setzen, das ist nur graduell weniger verstörend wie die aus dem Ich gesetzte Welt Fichtes oder der Hegelsche Weltgeist. - Mir scheint eine gewissen jugendliche, philosophische Naivität verloren gegangen zu sein, anno dazumal scheine ich derlei einfach überlesen bzw. versucht zu haben, Philosophisches auf mein Empfinden, Erleben zu beziehen und ähnlich wie aus einer Aphorismensammlung Einsichtiges, Einleuchtendes herauszudestillieren. Ich habe Schopenhauer auch vor Kant gelesen, was nachträglich besehen so schlau wohl nicht ist, weil jener ohne diesen kaum verständlich ist.
lg
orzifar