Author Topic: Thomas Leinkauf: Grundriss Philosophie des Humanismus und der Renaissance  (Read 14588 times)

Offline Karamzin

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(Ich bin diesbezüglich sensibilisiert: Wenn ich in Online-Antiquariaten auf Buchsuche bin und bei einem interessanten Titel auf den "Deutschen Verlag der Wissenschaften Berlin" stoße, kaufe ich das Buch nicht. Die Chance, mir damit Brennstoff für meinen Zentralheizungsofen einzuhandeln, ist zu groß.) Etwas anderes wäre eine Art von akademisch-wissenschaftlicher Pflicht und Redlichkeit: Da man aber ohnehin nie alles zu lesen vermag, wäre es für mich nachvollziehbar, auf dezidiert marxistische Autoren Verzicht zu leisten.

lg

orzifar

Hallo,

kannst Du noch einen Witz vertragen?

Ich war 1981 bis 1987 in einer dem VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften in Berlin zugeordneten Einrichtung beruflich tätig!
 :) ;D

Da erschienen Publikationen ganz unterschiedlichen Zuschnitts und verschiedener Qualität. Der Verlag beherbergte auch die "Deutsche Zeitschrift für Philosophie", die aus unerfindlichen Gründen die ganze DDR-Zeit hinweg ebenfalls diesen subversiven Namen behalten durfte (nach 1971 wurden zahllose Bezeichnungen, die das Wort "Deutsch" enthielten, getilgt, und unsere Nationalhymne durfte auch nicht mehr wegen "Deutschland einig Vaterland" gesungen werden, deren Text entstand, als wiederum Konrad Adenauer die Spaltung vorantrieb ("Lieber das halbe Deutschland ganz, als das ganze Deutschland halb.")

Selbst innerhalb der Philosophischen Zunft gab es immer wieder Auseinandersetzungen mit aufmüpfigen Autoren, die zum Teil auch in der DZfPh publizierten, ein Katze- und Maus-Spiel mit der Zensur, die auch nicht immer als ein geschlossenes Ganzes in Erscheinung trat.

Bei Thomas Leinkauf hatte ich im nachhinein zu sortieren, denn ein Redakteur der "Berliner Zeitung" (1989 gewendete Berliner Tageszeitung) hieß ganz genauso.

Sicher alles hier von mir OT ::)

Offline sandhofer

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Hallo!

Jetzt unabhängig von dieser Diskussion ein Hinweis in eigener Sache: Ich habe mit Ficinos Über die Liebe oder Platons Gastmahl jenen andern Text nun im Blog hinterlegt, zu dessen Lektüre mich Leinkaufs Philosophiegeschichte verführt hat.

Grüsse

sandhofer
Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen? - Karl Kraus

Offline sandhofer

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Noch eine Spätwirkung:

Eine Auswahl aus Girolamo Savonarolas Werken (O Florenz! O Rom! O Italien!), 2002 in der Manessebibliothek der Weltliteratur erschienen, habe ich nun noch vorgestellt. Philosophisch gesehen wenig interessant, historisch gesehen wohl mehr - und sei es nur als eine Art Hausgott Luthers.
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Offline orzifar

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Hallo,

ich bin gerade mal wieder auf ein Paradebeispiel dieser ideologischen Untermalung gestoßen (diesmal im Aufbau-Verlag). Im Vorwort von d'Holbachs "System der Natur" braucht ein gewisser Manfred Neumann gerade mal eine dreiviertel Seite, um Marx, Lenin und Engels zu zitieren. Leider scheint das bei ihm nicht nur Pflichterfüllung zu sein, lässt er etwa in einer anderen Fußnote verlauten, dass ein Herr Muckle (mir völlig unbekannt), "der 1918 mit der Reaktion paktierte" usf.

Eigentlich mag ich Vorwörter, aber dieses marxistische Gesülz verdirbt mir die Laune. Armer d'Holbach, der teilweise auch darunter leiden muss (da ich seine Lektüre nun schon mehrfach verschoben habe).

lg

orzifar
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Herbert Schnädelbach: Philosophie in Deutschland 1831 - 1933
Hans Albert: Kritik des theologischen Denkens
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Offline sandhofer

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Hallo!

Was für  eine Ausgabe liest Du denn?

Grüsse

sandhofer
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Offline Karamzin

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Diese Ausgabe der religionskritischen Schriften von Manfred Naumann (nicht Neumann, schlugsch... ;D) erschien auch 1970 in Schwerte/Ruhr, also nicht nur in der DDR, wenigstens gab es damals eine. Dass eine qualitativ hochwertige Ausgabe Holbachs nötig ist, steht sicher außer Frage.
Interessant sind übrigens auch Holbachs Übersetzungen der Werke zu seinem Spezialgebiet Geologie und Bergbau, hier gab es einen Transfer von Ost nach West, von den Spezialisten im Heiligen Römischen Reich und Schweden nach Frankreich.

Auch die beiden Hauptwerke des Claude-Adrien d'Helvetius wurden in der DDR verlegt. Dafür gab es nur im Westen eine deutschsprachige Ausgabe des Testaments von Jean Meslier durch G. Mensching 1977, alle Welt in der Sowjetunion und in der DDR verwies damals auf diesen allein dastehenden Pfarrer, aber die wenigsten konnten französisch lesen. Für mich bestand der Wert dieses Werks in der radikalen Einheit von Ablehnung der Offenbarungsreligion und der Kirche, des feudalen Privateigentums und der absolutistischen Macht des Königs, die dem Millionär Voltaire viel zu weit ging, der darum Meslier verfälschte - und nicht in literarischen Qualitäten oder einer logischen Darstellung des Stoffs, die man von diesem Landpfarrer nicht erwarten konnte.

Offline orzifar

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Hallo,

@sandhofer: Aufbau Verlag 1960, Übersetzung von Fritz-Georg Voigt.

@Karamzin: Nein, natürlich kein neuer Mann ... Und es stimmt schon: Manche (vor allem des Materialismus verdächtige) Schriften sind nur in der DDR erschienen. Meslier habe ich immer nur in Auszügen gelesen, sandhofer zeigte sich auch nicht wirklich begeistert im Blog und so habe ich mir das doch sehr umfangreiche Testament bisher erspart. Mal sehen, wie alt ich noch werde ...

lg

orzifar
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Offline sandhofer

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Da habt Ihr mich nun neugierig gemacht. Nicht auf diese spezifische Ausgabe, aber nach der Lektüre von Swifts Briefen wollte ich sowieso einmal Holbach lesen. Ich habe mir jetzt "Oeuvres philosophiques 1773-1790" bestellt. Bin gespannt.
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Offline Karamzin

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Vor einem Jahr ist dann Siegfried Wollgast (1933-2017) gestorben, der inzwischen auch einen ausführlichen Wikipedia-Eintrag erhalten hat. Zum Schluss erlebte man ihn mit Altersmilde und Gelassenheit.

https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Wollgast

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Thomas Leinkauf bei seiner ansonsten penibel aufgelisteten Literatur mit ihm wenig anfangen, seine Bücher nicht gebrauchen konnte. Das scheint nicht nur an der von S. Wollgast behandelten, etwas späteren Periode der Philosophiegeschichtsschreibung zu liegen. Na ja, muss jeder selber wissen, wie er seine Bücher anlegt.

Offline sandhofer

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Da habt Ihr mich nun neugierig gemacht. Nicht auf diese spezifische Ausgabe, aber nach der Lektüre von Swifts Briefen wollte ich sowieso einmal Holbach lesen. Ich habe mir jetzt "Oeuvres philosophiques 1773-1790" bestellt. Bin gespannt.


So, das Buch ist (mit ein wenig Verspätung) da. Aber zum Lesen werde ich noch nicht kommen...
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Offline sandhofer

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Ich bin jetzt sogar abgeschweift und habe eine Kulturgeschichte der italienischen Renaissance eingeschoben: Peter Burke: The Italian Renaissance. Sehr interessant, was die historischen und ökonomischen Hintergründe der Renaissance betrifft.
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Offline sandhofer

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À propos:

Nein. Der Juni ist dieses Jahr einer der Monate mit sehr wenig Lesezeit...  :'( lvw

Der Juli macht kaum Anstalten, besser zu werden.
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Offline orzifar

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Ich bin jetzt sogar abgeschweift und habe eine Kulturgeschichte der italienischen Renaissance eingeschoben: Peter Burke: The Italian Renaissance. Sehr interessant, was die historischen und ökonomischen Hintergründe der Renaissance betrifft.

Klingt tatsächlich spannend. Von Burke glaube ich mal was gelesen zu haben (dürfte auch die Renaissance betroffen haben). Der "Eckhard Keßler: Die Philosophie der Renaissance. Das 15. Jahrhundert." passt da auch rein, obschon sich Keßler auf die Philosophie beschränkt. Auch wenn es bisweilen ein bisschen langweilig wirkt.

Das mit der Lese- (und Schreib-) zeit ist bei mir ähnlich, außerdem neige ich dazu, mich zu verzetteln. Könnte aber bei mir noch eher schlimmer werden bis Schulbeginn, dann sind die Vaterpflichten weniger zeitintensiv (hoffe ich ;)).

lg

orzifar
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