Was mir bei dem England-Reisebericht besonders haften geblieben ist: die Schilderung der Fußreisen. Selbst Bauern und Handwerker hielten Moritz in England für verrückt, als er von London aus auf Schusters Rappen loszog. Wer nur irgendwie auf sich hielt, saß auf einem Gaul oder ließ sich auf einem - wenn auch noch so klapprigen - Gefährt nieder. Fußwanderer einfach so, die kein dringendes Geschäft zum Gehen nötigte, waren "das Letzte" und verachtungswürdig.
Für Freunde des Wanderns enthält dieses Buch ziemlich üble Szenen, in denen geschildert wird, wie der wandernde Moritz in den Wirtshäusern unter die Bettler gereiht wurde,
da man es in deutschen Landen zu jener Zeit zunehmend für reizvoll hielt, sich die Wanderstiefel anzuziehen - ob das nun stimmt, dass Johann Gottfried Seume wirklich so viel gelatscht sein soll oder in seiner Reiseschilderung eher schummelte und zwischendurch aufsaß.
Aber schon in dem verehrten Jean-Jacques konnte man einen Heiligen der Fußwanderer erblicken. Goethe selbst, Wackenroder und Tieck, Karamzin und sein dänischer Freund Gottfried Becker (1767-1845), der Sohn des Kopenhagener Hofapothekers und Schüler des Berliner Chemikers Martin Klaproth, stiefelten los und fanden das gut so.
Im Blog heisst es:
"Wer etwas darstellen wollte damals in der Welt der deutschen Intellektuellen, reiste entweder nach Italien oder nach England."
Man könnte hier noch Johann Wilhelm von Archenholtz als Autor von "England und Italien" (1785) erwähnen. Britische Freiheiten hie - Aberglaube und Bedrückung in katholischen Gefilden da.