Hallo!
Der Johnston ist eine Zweitlektüre, das erste Mal liegt nun schon viele Jahre zurück. Und während ich damals recht begeistert war, beurteile ich heute das Buch wesentlich zurückhaltender: Viele Dinge werden denn doch sehr oberflächlich dargestellt, manche Ereignisse in ihrer Bedeutung nicht gewürdigt (so die bloß kursorische Erwähnung der Ereignisse von Schattendorf im Vorfeld des Justizpalastbrandes), der Austrofaschismus totgeschwiegen oder aber die Mär vom österreichischen Widerstand gegen Nazideutschland ein weiteres Mal aufgewärmt: Hier hat sich bloß ein diktatorisches Regime einem anderen widersetzt, von einem hier suggerierten Antifaschismus konnte im Österreich von 1934 - 38 keine Rede sein (das zweite faschistische Land, Italien, diente als eine Art Schutz gegen Deutschland). Trotzdem ist es noch immer eines der wenigen Bücher, die sich mit der österreichischen Kulturgeschichte zwischen 1848 und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges beschäftigen, wenngleich zumindest eine intensive philosophiegeschichtliche Auseinandersetzung mit dem Wiener Kreis durch F. Stadler in Wien und R. Haller in Graz stattgefunden hat.
lg
orzifar