Hallo!
Henry Chinaski scheint des öfteren als alter ego des Autors zu dienen. Inwieweit er ein glaubhafter Doppelgänger ist bleibt wie immer in solchen Fällen dahingestellt; allerdings spielt das für den Roman ohnehin keine Rolle.
Chinaski säuft und fickt sich durchs Leben, ist ständig auf Jobsuche, beschreibt im Verlauf des Buches etwa 50 verschiedene solche Stellen, schreibt nebenher Kurzgeschichten und ist, wie jeder dieser Autoren, verkannt. Und Chinaski/Bukowski macht reichlich vom Gossenvokabular Gebrauch, etwas, das heute kaum noch zu schockieren vermag und man mit Schulterzucken zur Kenntnis nimmt.
Wie im übrigen das ganze Buch. Ein wenig verquere Alkoholikerromantik, ein bisschen Machismo (indem sich begattungswillige Männchen aufs Maul hauen), viele Klischees, selten, sehr selten gelungene Beschreibungen. Vom Revolutionären, Anarchischen, das Bukowskis Bücher - vielleicht - einmal gehabt haben, bleibt nichts als die anzügliche Ausdrucksweise, man fühlt sich an Heranwachsende erinnert, die offenbar negativ konnotierte Wörter in Gegenwart Erwachsener auf deren Reaktion hin testen. Ich jedenfalls empfinde fundamentale Langeweile beim Lesen dieser Bücher (die glücklicherweise nicht allzu dick sind), ich finde sie aber auch misslungen, da sie die Realität trotz drastischer Darstellung zu einem Gutteil verkitschen.
Der Vergleich mit Jack Kerouac drängt sich auf: Und fällt zu seinen Gunsten aus. Kerouacs Protagonisten sind mehr als bloße Sauf- und Fickmaschinen, haben Schicksale, Gedanken, Geschichte. Und werden gerade dadurch greifbar. Während Bukowskis Figuren unpersönlich und oberflächlich bleiben, sich nur selten und ansatzweise über das erheben, was sich Klein-Maxi unter einer Unterwelt- und Saufklientel vorstellt.
lg
orzifar