Ja - das Buch der Unruhe... (ähnlich ergeht es mir auch mit Robert Musil, aber es sind oft Zitate aus größeren Zusammenhängen, dennoch erwägenswert).
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Nachträge - die sollten wenigstens auch erwähnt werden:
Blaise Pascal: Das Denken macht die Größe des Menschen.
Zu denen, die ein ganzes Werk beachtlicher Gedanken aufweisen, gehört sicher auch Elias Canetti mit seinen “Aufzeichnungen”:
Wie kann ich mich langweilen, solange ich Worte kenne?
Sören Kierkegaard hat in sein umfangreiches Werk auch immer wieder kleine, prägnante Gedanken eingewoben:
Zweifeln heißt, die Zustimmung versagen, das Komische daran, dass ich jedesmal, wenn sich etwas darbietet, die Zustimmung versage.
Ähnliches findet sich im Werk des Gustave Flaubert (s. “November”):
Ich glaube, dass die Menschheit nur ein Ziel hat: leiden.
In den “Minima Moralia” des Theodor W. Adorno finden sich ebenso manch präzise auf den Punkt gebrachter Einfall: An der Psychoanalyse ist nichts wahr als ihre Übertreibungen.
Sein Zeitgenosse und zeitweiliger Mitarbeiter und Freund Walter Benjamin hat die kleine Form auch beherrscht:
Einen Menschen kennt einzig nur der, wer ohne Hoffnung ihn liebt.
Unter den weniger Bekannten findet sich ein Maler wie Francis Picabia:
Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.
Der Schriftsteller Wilhelm Genazino hat gelegentlich auch neben seinen großen Romanen kleine Gedankenbücher herausgegeben:
Unglück imponiert nur den Unglücklichen.
(Vielleicht sind es Fundstücke, die sich nicht einfügen wollten in größere Zusammenhänge?)
Die Gedanken des Philosophen Ludwig Wittgenstein, so bemerkenswert sie oft sind, sind aber meist nur die Notizen der Schüler - dennoch:
Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgend eines schlichten Unsinns und Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenzen der Sprache geholt hat. Sie, die Beulen, lassen uns den Wert jener Entdeckung erkennen.