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Lektüren, Rezensionen => Gerade am Lesen ... => Topic started by: sandhofer on 22. Dezember 2014, 18.04 Uhr
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The Warden
Gerade das erste Kapitel gelesen. Auch so ein Viktorianer voll subtilster Ironie. Ich mag ihn.
sandhofer
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Ich bin von The Warden nach wie vor sehr begeistert. Trollope verfügt über eine feine Ironie, und kann sich auch in das Wesen der geistig nicht ganz so Reichen einfühlen, ohne herablassend oder andbiedernd zu sein. Dass man ihn im deutschen Sprachraum weniger rezipiert als den bedeutend sentimentaleren und mit bracchialen Mitteln arbeitenden Dickens, kann nur daran liegen, dass Trollopes Thema, die anglikanische Kirche und ihre Stellung in der Gesellschaft, hierzulande nicht berührt.
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Den wollte ich noch dieses Jahr im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=6002) haben, so gut, wie er ist!
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Moin, Moin!
Den wollte ich noch dieses Jahr im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=6002) haben, so gut, wie er ist!
Gut, dann werde ich das Buch mal rauskramen. Las vor 2,5 Jahren den Nachfolgeroman (Die Türme von Barchester) und brachte erst im Nachinein Ordnung in diese Reihe. "Doktor Thorne" ist Nr. 3 der Barchester-Bücher?
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"Doktor Thorne" ist Nr. 3 der Barchester-Bücher?
Ja. Bei mir warten aktuell noch die Türme - mal sehen, ob die Folio Society die Hexalogie zu Ende führt.
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Barchester Towers / Die Türme von Barchester
Es sind in etwa dieselben Figuren, ausser, dass Bold, der Arzt, der Harding aus seinem Amt vertrieben und dann seine Tochter geheiratet hat, bereits tot ist, und der Bischof von Barchester ganz am Anfang auch stirbt. Statt seines Sohns wird ein Aussenstehender zum Bischof ernannt - und nun geht der Krieg (ein Kapitel heisst wirklich "War"!) los. Es ist ein Krieg zwischen Vertretern der sog. "High Church" (zu der das gesamte bisherige Personal der Diözese gehört) und der "Low Church" (der die Neuen anhängen).
Trollope macht als Erzähler keinen Hehl daraus, dass ihm die Vertreter der "Low Church" allesamt unsympathisch sind.
Fazit nach 50 Seiten: Mehr "Action", weniger subtile Ironie als Teil 1. Trollope ziseliert mit dem Holzhammer, sozusagen.
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Die Satire ist schärfer in Barchester Towers. Bis jetzt, muss ich gestehen, gefiel mir gerade deswegen The Warden besser. Der war subtiler...
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Pause...
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Heute habe ich mit Entsetzen festgestellt, dass ich Barchester Towers doppelt habe. Einmal erst kürzlich bestellt und zu lesen begonnen, einmal vor ca. 15 Jahren. An meine Erstlektüre habe ich keinerlei Erinnerungen, aber gelesen haben muss ich das Buch, weil ich mich an Abbrüche eigentlich gut erinnere... Kein gutes Zeichen für den Roman...
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Buch 1 / Kapitel IX: Die Beschreibung der Stanhope-Familie ist hingegen wieder erste Sahne. Trollope hätte vielleicht doch nicht eine so negative Gestalt einführen sollen wie den Dr. Slope. Da gibt er in diversen kleinen Exkurseb, in denen er aus der Rolle des allwissenden und unbetroffenen Erzählers fällt, sogar zu, dass er ihn nicht mag.
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Interessant die poetischen/poetologischen Ausflüge, die Trollope macht, wenn er sich als Autor direkt an seine Leser wendet, und ihnen zum Beispiel erklärt, dass es bei seinem Roman (er will damit natürlich sagen: bei guter Literatur) keine Rolle spielt, ob der Leser das letzte Kapitel des letzten Buches jetzt schon liest und deshalb weiss, ob Mr. Slope Hardings Tochter Eleanor kriegen wird oder nicht. Weil (das sagt er wieder nicht) bei guter Literatur das Wie entscheidend ist, nicht das Was.
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Trollopes Verleger wollte übrigens Barchester Towers um etwa ein Drittel kürzen. Ich kann das nachvollziehen, der Plot (bzw. der eine Sup-Plot) um die vermeintliche Liebschaft zwischen Eleanor Bold, née Harding, und Dr. Slope ist ein bisschen gar sehr erst an den Haaren herbei- und dann in die Länge gezogen. (Wobei das mit den Haaren fast wortwörlich genommen werden kann!)
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Barchester Towers übrigens gestern fertig gelesen. Das Buch hat sehr gute Momente, ist aber m.M.n. zu lang und hätte gekürzt werden können. The Warden finde ich bedeutend besser, weil konziser.
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Barchester Towers übrigens gestern fertig gelesen.
Es hat einen Moment gedauert, aber nun ist der Roman auch im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=6101) beschrieben.