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Lektüren, Rezensionen => Gerade am Lesen ... => Topic started by: sandhofer on 05. April 2014, 08.20 Uhr

Title: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 05. April 2014, 08.20 Uhr
Hallo zusammen!

Systematisch, wie ich bin, habe ich die soeben erschienene Werkausgabe mit Band 1, Burgers Lyrik, angefangen. Thematisch war Burger so etwas wie der letzte Barock-Dichter. Seine Auseinandersetzung mit der Provinz habe ich im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5426) etwas skizziert.

Grüsse

sandhofer
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 09. April 2014, 18.38 Uhr
Band 2 mit seinen kurzen Geschichten ist im Moment (nämlich bei seinen frühen Geschichten) eher für mich persönlich interessant, habe ich doch dasselbe Gymnasium besucht wie Burger, wenn auch ein paar Jahre später. Aber Giebel abzeichnen in der Stadt durften wir auch noch ...  ;D
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 10. April 2014, 07.26 Uhr
Es wird dann aber schon noch interessanter. "Diabelli" ist schon rein sprachlich ein Schmankerl.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 19. April 2014, 07.41 Uhr
Band 2 der Werkausgabe, mit dem Highlight Diabelli, mittlerweile auch im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5457) abrufbar.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 19. April 2014, 17.57 Uhr
Und gleich Band 3 hervorgekramt. Blankenburg, das Schicksal eines Leselosen, ist ein Bibliophilikum und -manicum erster Güte. Blankenburg, ein tatsächlich existierendes Schloss im Berner Oberland als Heimat - der Weltliteratur nämlich. Burgers paradoxes Spiel mit der Provinz geht in die nächste Runde.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 20. April 2014, 20.35 Uhr
Der Schuss auf die Kanzel - ein literarisches Vexierspiel mit seinen eigenen Texten, v.a. Schilten, aber auch den Kirchberger Idyllen. Wie überhaupt seine späten Texte sich gern aufeinander beziehen.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 21. April 2014, 07.52 Uhr
Wobei mir Der Schuss auf die Kanzel sehr den Charakter einer persönlichen Abrechnung Burgers zu tragen scheint. Ich bin irritiert, weil: So etwas mag ich nicht.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 21. April 2014, 17.11 Uhr
So quasi zur besseren Einstimmung war ich übrigens heute auf dem Friedhof gleich hier um die Ecke.  :angel:

Der Wald mit dem Jogging-Pfad liegt gleich daneben; aber einer der Jogger hat sich - in neongelbem Jogging-Gewand - doch tatsächlich auf den Friedhof verirrt. Oder hat er seiner Frau versprochen, sie so besuchen zu kommen?
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 22. April 2014, 20.28 Uhr
Der Schuss auf die Kanzel wird im Verlauf der Lektüre dann besser, aber Blankenburg ist trotz allem das Highlight von Band 3.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 03. Mai 2014, 07.47 Uhr
Der Schuss auf die Kanzel wird im Verlauf der Lektüre dann besser, aber Blankenburg ist trotz allem das Highlight von Band 3.

Bei dieser Meinung bin ich denn auch geblieben.  (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5499)

Edith hat falschen Link korrigiert...
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 04. Mai 2014, 15.45 Uhr
Schilten

Wir hatten hier schon mal eine Leserunde dazu. Dies ist ist demnach meine Drittlektüre. Diesmal ist mir aufgefallen, wie der "Schulbericht" gar nicht mit der Schule anfängt, sondern mit - dem Friedhof. Und was Schildknecht im ersten Quartheft liefert ist demnach ein Abdankungsbericht.

Jean Paul mit seinen merkwürdigen Kapitelüberschriften scheint hier auch irgendwie und -wo noch Pate gestanden zu haben...
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 18. Mai 2014, 07.03 Uhr
Eine bodenlose Provinzposse - jetzt auch im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5526).
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 18. Mai 2014, 20.40 Uhr
Und weiter geht's mit der Künstlichen Mutter. Im Gegensatz zum praktisch komplett asexuellen Schildknecht ist Wolfram Schöllkopf ständig mit Frauen(geschichten) konfrontiert. Nur ist er durch ein schmerzliches Muttermal an der Penis-Spitze leider selber verhindert. Nun fährt er nach Göschenen zur Kur in der Künstlichen Mutter. Mal schauen, was daraus wird. Sprachlich zieht Burger schon mal alle Register.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 19. Mai 2014, 20.27 Uhr
Irgendwie riecht die Künstliche Mutter nach dem klassischen Suhrkamp-Einheitsbrei der 70er und 80er ...  :-\
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 20. Mai 2014, 20.30 Uhr
Wenn Burger auf "die Mutter" zu sprechen kommt, eskaliert das Ganze offenbar zu einer Abrechnung mit seiner eigenen Mutter. Liebe Autoren: So was wollen wir selbst dann nicht lesen, wenn ihr Hermann Burger heisst ...
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: orzifar on 20. Mai 2014, 22.34 Uhr
Ich weiß nicht: Auseinandersetzungen mit den Erzeugern machen einen nicht unerheblichen Teil der Literatur aus. Das muss nicht immer schlecht sein ...

lg

orzifar
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 21. Mai 2014, 07.21 Uhr
Mag sein. Aber wenn ein 40-Jähriger in pubertäres Gequengel abdriftet?
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 05. Juni 2014, 07.36 Uhr
Wenn Burger noch lebte - ab diesem Roman würde ich ihn nicht mehr lesen: Hermann Burgers Die Künstliche Mutter im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5559).
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 06. Juni 2014, 20.45 Uhr
Allerdings: In Brenner läuft Burger wieder zur Form von Schilten auf. Jedenfalls in den ersten paar Kapiteln.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 07. Juni 2014, 17.45 Uhr
3 Erzählebenen, sozusagen: Da ist Brenner der Zigarren-Raucher und -Connaisseur, der einem an einem komplette Zigarren-Kolloquium teilhaben lässt. Die Zigarre lässt ihn - ihn expliziter Anlehnung an Prousts Madeleines, aber noch weiterer Übersitzung, indem er für jedes Kapitel eine andere Zigarrensorte raucht, an seine Kindheit und Jugend denken. Dann ist drittens die Gegenwart, wo Brenner mit dem emiritierten Geschichtsprofessor und (Familien-)Historiker Jean Rudolf von Salis (= «Jérôme von Castelmur-Bondo» in Brenner), über Literatur diskutiert, bzw. die Kolloquien des über 80-Jährigen über sich ergehen lässt.

Gut gestrickt, und ausser ein paar Invektiven gegen seine jüngeren Geschwister bisher tadellos.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 09. Juni 2014, 06.31 Uhr
Ein sehr interessantes Ding, dieser Brenner. Autobiografie, Tabak- und Zigarrentheorie, Auseinandersetzung mit Literatur und Kunst in Theorie und Praxis. Hochkomplex - das Buch hätte es verdient, mit Ulysses oder noch besser mit À la recherche du temps perdu in einem Atemzug genannt zu werden. Leider hat Burger in den letzten 5 Kapiteln oder so wieder seine Depression gepackt, und die sind dann mehr oder weniger zu einer Auseinandersetzung mit seiner Krankheit geworden. Ach, wenn er die Tetralogie hätte vollenden können...
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 15. Juni 2014, 07.53 Uhr
Von Brenner (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5590) war ich (fast) restlos begeistert. Mag aber an mir liegen ...  ;D
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 23. Juni 2014, 21.23 Uhr
Band 7: Essays zu verschiedensten Themen. Mal besser, Malbuner ...
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 25. Juni 2014, 22.33 Uhr
Was mich am meisten irritiert: Sehr vieles, sehr Positives zu Hesse...
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 30. Juni 2014, 14.58 Uhr
Den Gemischtwarenladen Band 7 habe ich heute im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5615) abgelegt.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 04. Juli 2014, 19.00 Uhr
Band 8 bringt v.a. den Tractatus logico-suicidalis. Mehr als nur Burgers Ankündigung seines eigenen Selbstmords. Ein Spiel des Poeta doctus mit seinen Quellen. Makaber und witzig zugleich.
Title: Re: Hermann Burger: Werke in 8 Bänden
Post by: sandhofer on 05. Juli 2014, 07.42 Uhr
Band 8 nun auch im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5635). Somit die Burger-Lektüre vorläufig abgeschlossen.