My Board
Lektüren, Rezensionen => Gerade am Lesen ... => Topic started by: sandhofer on 12. Februar 2014, 19.53 Uhr
-
Hallo zusammen!
Des Polybius Erzählung vom Aufstieg Roms durch die Punischen Kriege ist recht anregend. Der erste Historiker, der über seine Kollegen herzieht.
Grüsse
sandhofer
-
Er kabbelt gern mit seinen "Kollegen". Daneben aber versucht er tatsächlich, neutral zu bleiben. Ähnlich wie Herodot wägt er die Argument / Erzählungen sorgfältig ab.
-
In vielem scheint mir Polybius der erste "moderne" Historiker zu sein: u.a. quasi der Erfinder der Fussnote - sprich: der überhaupt nicht zum Thema gehörenden Nebenbemerkung.
-
Des Polybius Erzählung vom Aufstieg Roms durch die Punischen Kriege ist recht anregend.
Da Du die lateinische Schreibweise des Namens benutzt, nehme ich an, dass Du eine ältere Ausgabe liest, oder?
-
Nein. Sondern eine englische Übersetzung. ;)
-
Polybius wendet nicht nur eine zyklische Geschichtstheorie an; er ist auch der erste, der die Gewaltenteilung propagiert im Staat. Er schreibt sie zwar Solon zu, dem mythischen Gesetzgeber von Sparta, aber als Theorie entwickelt hat sie wohl Polybius. Kein Wunder, war er bei den US-amerikanischen Vätern der Verfassung hoch im Kurs, v.a. bei John Adams, dem Brieffreund Thomas Jeffersons.
-
Wenn Polybius über andere Geschichtsschreiber herzieht, ist er am schwächsten. Er verliert sich in Details und oft sind seine Berechnungen auch nicht exakter als die seiner Kollegen, denen er Unexakhteit vorwirft.
Am besten ist er dort, wo er verschiedene Verfassungen vorstellt / diskutiert. Oder dort, wo er eine Theorie der Geschichtsschreibung entwirft, sozusagen. Der beste Geschichtsschreiber ist für ihn der, der
a) das Land bereist hat, über das er schreibt, und so die Geografie und die Leute aus eigener Erfahrung kennt
b) als Politiker tätig war / ist
c) auch über militärische Erfahrungen (als General) verfügt.
Zufälligerweise trifft das alles auf ihn zu.
-
Polybius / Πολύβιος - die griechische Schreibweise extra für Sir Thomas ;D - hat nun auch ein Plätzchen gefunden im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5332).
-
Polybius / Πολύβιος - die griechische Schreibweise extra für Sir Thomas ;D - hat nun auch ein Plätzchen gefunden im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=5332).
Interessant! Angesichts der von Dir erwähnten zyklischen Geschichtsbetrachtung kann ich nicht umhin, mich zu wundern bzw. zu amüsieren über einen derartigen Unsinn, der für einen antiken Autor gerade noch angehen mag, aber spätestens bei Schiller und Spengler nur noch hanebüchen ist. Wobei Schiller gar nicht so sehr zyklisch, sondern einfach nur fortschrittsoptimistisch gestimmt war. Ich glaube es war Gottfried Benn, der zum Thema Geschichte schlicht empfahl, darin die Krankenakte einer irre gewordenen Menschheit zu sehen. Man muss kein Zyniker sein, um ihm zuzustimmen.
-
Na ja - Spengler wie auch Weininger sind eher im Kontext ihrer Zeit interessant denn als echte Wissenschafter. Auch wenn sowohl Wittgenstein wie Freud von Weininger sehr beeindruckt waren - z.B.