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Lektüren, Rezensionen => Sach- und Fachbücher, Biographien ... => Topic started by: BigBen on 07. Oktober 2013, 10.56 Uhr
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Beim Rumstöbern im Zusammenhang mit Kurt Flasch läuft mir immer wieder dieser Gerd Lüdemann über den Weg. Kennt hier jemand etwas von seinen Werken? Lohnt sich deren Lektüre?
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Hm... Gemäss Wikipedia ein entlaufender Theologe. Mit denen hab ich's nicht so, tut mir leid.
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"Lüdemann bezeichnet sich nicht mehr als Christ, ..." (Wikipedia) Genau das macht Flasch auch.
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Aber Flasch ist Philosoph, nicht Theologe. Das ist es, was mich an Lüdemann irritiert.
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Hallo!
Lüdemann gehört meines Wissens zu diesen typisch "aufgeschlossenen" Theologen, welchen es auf Dauer nicht gelingt, die Vernunft vollkommen auszublenden und das ganze, von Wundern gespickte Brimborium der Bibel für die offenbarte Wahrheit zu halten, die aber trotzdem am metaphysischen Gottesbegriff festhalten und diesen bloß von den allzu abenteuerlichen Märchen freizuhalten suchen. Hier vergleichbar dem katholischen Küng, der einen solchen Spagat eines "intellektuell aufgeschlossenen Christen" (contradictio in adiecto) ebenfalls versuchte. Solche Leute sind mir persönlich noch mehr zuwider wie die orthodoxen Gläubigen, die wenigstens eine Art von Konsequenz in ihrem Wahn beweisen.
Was dabei - auch - auf Flasch zutrifft kann ich aufgrund der Unkenntnis des Buches nicht beurteilen.
lg
orzifar
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Aber Flasch ist Philosoph, nicht Theologe.
Der aber offensichtlich auch in der Philosophie nicht ganz sattelfest ist. Er schreibt: "Meine Position ist konsequent agnostisch, nicht atheistisch. Denn ein Atheist traut sich zu, er könne beweisen, daß kein Gott sei." Er sollte als Philosoph wissen, dass man a) Nichtexistenz nicht beweisen kann und das b) Atheismus nicht von einem Gottes(nicht)beweis abhängt. Er sollte wohl mal Bunge lesen.
Lüdemann ist vorerst wieder von der Liste möglicher Lektüre verschwunden.
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Hallo!
Danke für das Zitat, das für einen Philosophen (und nicht nur für einen solchen) denn doch ausnehmend peinlich ist. Ich bin froh, das Buch nicht gekauft zu haben, auf derartigen undurchdachten Agnostizismusquatsch kann ich verzichten.
lg
orzifar
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Er sollte als Philosoph wissen, dass man a) Nichtexistenz nicht beweisen kann [...]
Er sagt ja nicht, dass der Philosoph, sondern dass der Atheist sich einen solchen Beweis zutraut. ;)
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Er sollte als Philosoph wissen, dass man a) Nichtexistenz nicht beweisen kann [...]
Er sagt ja nicht, dass der Philosoph, sondern dass der Atheist sich einen solchen Beweis zutraut. ;)
Genau das sagt er. Und genau das ist falsch. Der Atheist traut sich aufgrund seines Atheismus keineswegs zu, unsinnige philosophische Einstellungen zu vertreten. Das ist eine dummdreiste Unterstellung. Und ganz offenbar will Flasch gerade deshalb Agnostiker sein, weil er diese Fehleinschätzung teilt.
Der Agnostizismus ist schlicht eine lächerliche Haltung. Ich kann Agnostiker sein in Bezug auf eine Theorie, die ein bestimmtes Phänomen meines Erachtens mit (für mich noch nicht) zureichenden Argumenten zu erklären sucht. (Im Sinne Chisholms kann ich also die Entscheidung "zurückstellen", weitere Erkenntnisse abwarten.) Aber ein Atheist ist nichts anderes (wie von mir irgendwo schon geschrieben) als ein A-Feeist, A-Osterhasenist, A-FliegendesSpaghettiMonsterist. Usf. Es ist lächerlich zu behaupten, dass, weil die Nichtexistenz Voldemorts nicht zweifelsfrei bewiesen ist (was, wie erwähnt, gar nicht möglich ist), die Entscheidung über diesen Glauben an Voldemort "zurückstellen" sei, dass man diesbezüglich agnostizistisch agieren solle. Genau das machen aber alle Agnostiker in Bezug auf Gott. Und der Agnostiker vergisst auch, dass die Beweislast immer beim Behauptenden in Bezug auf die Existenz des Behaupteten liegt.
lg
orzifar
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Ich werde mal Flasch lesen müssen. Das dauert aber noch einen Moment. ;)