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Lektüren, Rezensionen => Gerade am Lesen ... => Topic started by: sandhofer on 04. November 2011, 20.56 Uhr
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Hallo zusammen!
Vor kurzem begonnen, runde 250 Seiten mittlerweile gelesen. Hat das Zeug zum Highlight des Jahres ... :angel:
(Was auch daran liegt, dass offenbar Wien eine Hauptrolle spielt. Nicht aktiv, aber im Sinne, dass die Verortung der Protagonisten für Doderer offenbar sehr wichtig war. Immer wieder werden genaue geografische Angaben gemacht.)
Grüsse
sandhofer
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Wie ich schon anderenorts erwähnte: Wer Doderer nicht liest, bestraft sich selbst. Da kann er als Mensch noch so dubios gewesen sein, seine schriftstellerischen Fähigkeiten sind unzweifelhaft großartig. Und in allen seinen Büchern scheint diese Fähigkeit durch, wenngleich sie in manchen durch seine Romantheorie schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde. Ich habe wohl alles von ihm mehrfach gelesen - und es lohnt wirklich durchgängig. Du kannst deine nächsten Pläne bezüglich Dodereer ja beizeiten bekannt geben - vielleicht passt's bei mir.
lg
orzifar
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Hallo!
Du kannst deine nächsten Pläne bezüglich Dodereer ja beizeiten bekannt geben - vielleicht passt's bei mir.
Die erleuchteten Fenster am Weg / Die Erzählungen / Frühe Prosa / Der Grenzwald / Die Merowinger / Ein Mord den jeder begeht / Die Strudelhofstiege / Die Wasserfälle von Slunj
In dieser Reihenfolge. Und wahrscheinlich bis weit ins Jahr 2012 hinein.
Grüsse
sandhofer
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Die erleuchteten Fenster am Weg / Die Erzählungen / Frühe Prosa / Der Grenzwald / Die Merowinger / Ein Mord den jeder begeht / Die Strudlhofstiege / Die Wasserfälle von Slunj
Eigentlich ein wenig die falsche Reihenfolge: "Die erleuchteten Fenster oder die Menschwerdung des Amtsrates Julius Zihal" kann als erster Teil einer Art Trilogie betrachtet werden, folgend von der Strudlhofstiege und den Dämonen (du hast also mit dem letzten begonnen ;)). Und auch den Grenzwald würde ich nach den Wasserfällen lesen. Oder halt beim zweiten Mal die richtige Reihenfolge wählen :). Aber was ist schon richtig ...
lg
orzifar
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Hallo!
Die erleuchteten Fenster am Weg / Die Erzählungen / Frühe Prosa / Der Grenzwald / Die Merowinger / Ein Mord den jeder begeht / Die Strudlhofstiege / Die Wasserfälle von Slunj
Eigentlich ein wenig die falsche Reihenfolge: [...]
Da kann ich nix für. Die sind von C.H. Beck höchstpersönlich in dieser Reihenfolge in den Schuber "Das erzählerische Werk" gestellt worden ;D . Ein sog. "Schmuckschuber" übrigens. Links und rechts mit Kartonstreifen ausgefüttert, weil offenbar eine Standardschuberlänge gewählt wurde, die für die Anzahl Zentimeter der 10 eingestellten Bücher zu lang war. Gar kein Schmuck, weshalb der Schuber dann auch weggeworfen werden wird ... >:D
Grüsse
sandhofer
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Im übrigen - unterdessen auf S. 350 - vermisse ich nichts. Ich denke nicht, dass die Reihenfolge hier eine Rolle spielt. "Die Unsrigen" sind auch so eine höchst interessante Clique. Und Wien mit seinen Vierteln und Strassen wird sehr schön in die Handlung einbezogen. Sehr plastisch - man hat das Gefühl, da schreibt einer, der seine Stadt in- und auswendig kennt.
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Im übrigen - unterdessen auf S. 350 - vermisse ich nichts. Ich denke nicht, dass die Reihenfolge hier eine Rolle spielt. "Die Unsrigen" sind auch so eine höchst interessante Clique. Und Wien mit seinen Vierteln und Strassen wird sehr schön in die Handlung einbezogen. Sehr plastisch - man hat das Gefühl, da schreibt einer, der seine Stadt in- und auswendig kennt.
Nein, man vermisst nichts. Rein zeitlich aber müsste zumindest die Strudlhofstiege vor den Dämonen gelesen werden (die Dämonen schließen mehr-weniger direkt an). Das Zihaloid ist so bekannt ohnehin nicht (zu Unrecht).
lg
orzifar
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Das Zihaloid
kannte ich tatsächlich auch noch nicht ... :)
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Die erleuchteten Fenster am Weg / Die Erzählungen / Frühe Prosa / Der Grenzwald / Die Merowinger / Ein Mord den jeder begeht / Die Strudelhofstiege / Die Wasserfälle von Slunj
Man sollte übrigens nicht durch die Pult-Beleuchtung hindurch auf Buchrücken schielen ... Natürlich sind das Die erleuchteten Fenster/Ein Umweg ...
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Die erleuchteten Fenster am Weg / Die Erzählungen / Frühe Prosa / Der Grenzwald / Die Merowinger / Ein Mord den jeder begeht / Die Strudelhofstiege / Die Wasserfälle von Slunj
Man sollte übrigens nicht durch die Pult-Beleuchtung hindurch auf Buchrücken schielen ... Natürlich sind das Die erleuchteten Fenster/Ein Umweg ...
Ich wollte nicht schon wieder den Oberlehrer spielen ;) - aber mir war klar, was du meinst ...
lg
orzifar
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Unterdessen habe ich den ersten Teil fertig. Mit knappen 500 Seiten wäre das für einen andern Autor ein ganzes Buch gewesen, hier reden wir vom ersten Drittel. Doderer versteht es glänzend, Spannung aufzubauen, indem sich der Leser immer wieder fragt, ob denn nun der gute Sektionsrat ein wenig paranoid ist oder ob da wirklich noch eine grössere Katastrophe auf "die Unsrigen" zukommt. Jedenfalls hat der gute Mann offenbar seine Position als unabhängiger Berichterstatter verloren ...
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Schilderung der Galerie, i.e. der Kleinganovenszene von Wien. Irgendwo habe ich gelesen, dass es Doderer ebensogut gelungen sei, die In-People wie das Arbeitertum und das Ganoventum zu schildern. Irgendwie hatte ich allerdings bei der Schilderung jener Ganovenkneipe zu Beginn von Teil 2 ein Déjà-Vu-Erlebnis: Eugène Sue liess grüssen ... (M.a.W.: keine realistische Schilderung, sondern bürgerliche Romantisierung.) Mag sein, es liegt daran, dass mich Ganoven so gar nicht interessieren.
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Doderers Schilderung der Privatbibliothek zu Neudegg hingegen lässt jedem Bibliophilen das Wasser im Mund zusammenlaufen. Um dann gleich ein ganzes Kapitel in Frühneuhochdeutsch anzuhängen ...
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Teil II fertig, Teil III begonnen. Quapp scheint sich in den Vordergrund zu drängen und das Dämonische - in Form verdrängter Sexualität und ihrer Folgen - scheint Form anzunehmen ...
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Ob wohl Doderer sich heimlich kaputt lachte, als er den impotenten, senilen, jüdischen Wirt einer Verbrecherspelunke ausgerechnet "Freud" nannte? :angel:
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So, fertig. alles läuft zum Schluss auf den 15. Juli 1927 zu. Die Schilderung der Barrikaden und Strassenkämpfe erinnerte mich sehr an die von Victor Hugo in "Les misérables". Allerdings gelingt es Doderer durch noch häufigeren Perspektivenwechsel eine noch grössere Dynamik ins Geschehen zu bringen. Nun muss ich mal über dieses Buch nachdenken.