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Lektüren, Rezensionen => Gerade am Lesen ... => Topic started by: sandhofer on 09. Mai 2016, 19.13 Uhr

Title: William Faulkner: The Sound and the Fury
Post by: sandhofer on 09. Mai 2016, 19.13 Uhr
Ich bin bis heute eigentlich mit Faulkner nicht so richtig warm geworden - jetzt aber, bei der Lektüre von The Sound and the Fury, muss ich gestehen, dass hier einer weiss, wo und wie der Stream of Consciousness einzusetzen ist. Einen Sprachunfähigen, geistig Zurückgebliebenen sich an das Leben seiner Familie sich erinnern zu lassen, wie es Faulkner im ersten Teil seines Romans tut - und zwar ohne den armen Benji irgenwie lächerlich zu machen, im Gegenteil: Das ist ganz hohe Kunst. Da kann Joyce mit seinen Sprachspielchen einpacken...
Title: Re: William Faulkner: The Sound and the Fury
Post by: sandhofer on 10. Mai 2016, 19.09 Uhr
Der zweite Erzähler, nach Benji, dem "Idioten" ist Quentin, der älteste Bruder. Er teilt mit Benji vieles, die Tatsache, dass beide mit andern "Augen" sehen können als mit den eigentlichen Augen (nämlich mit den Händen, mit der Nase - nichts Esoterisches also), und vor allem das völlige Unverständnis von Sexualität. Bei Benji ist es so, dass er wohl nie wirklich dafür reif wurde (er wurde, nebenbei ziemlich jung kastriert, als er - in der Meinung der andern - zwei jungen Mädchen nachstellte), bei Quentin ist es eine Art Galahad-Komplex: Der Beschützer der Frauen, der diese gleichzeitig als äusserst schmutzig empfindet.

Ich bin nach wie vor faszniniert.
Title: Re: William Faulkner: The Sound and the Fury
Post by: sandhofer on 22. Mai 2016, 08.08 Uhr
Man müsste eine Dissertation schreiben. The Sound and the Fury hat mich restlos begeistert - was ich nun auch im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7415) auszudrücken versucht habe.
Title: Re: William Faulkner: The Sound and the Fury
Post by: Dostoevskij on 22. Mai 2016, 16.00 Uhr
Moin, Moin!

Ich habe gestern eine Besprechung von "Absalom, Absalom" in einer Sendung "Literaturclub" gehört, die ich mir seit kurzem (Warum bin ich darauf nicht früher schon gekommen!) auf den Stick herunterlade und nachts am Radio höre, wenn und weil ich oft lange wach liege. Ich habe so gehörigen Respekt bekommen, daß ich Faulkner wohl für dieses Leben außen vorlassen werde. Um so mehr Achtung habe ich auch vor euch hier, die ich fast unentwegt die schweren Brocken der Weltliteratur angeht.
Title: Re: William Faulkner: The Sound and the Fury
Post by: sandhofer on 23. Mai 2016, 19.09 Uhr
Um so mehr Achtung habe ich auch vor euch hier, die ich fast unentwegt die schweren Brocken der Weltliteratur angeht.

Halb so wild. Andere machen sich daran, Puzzles mit 10'000 Teilen zusammenzusetzen - das ist wohl etwas Ähnliches, jedenfalls das Gefühl, wenn man es geschafft hat und den Text in eine Ordnung gebracht hat. Nur, dass man als Leser verschiedene Ordnungen als 'richtig' empfinden kann.