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Lektüren, Rezensionen => Gerade am Lesen ... => Topic started by: sandhofer on 22. März 2016, 20.58 Uhr
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Hallo!
Bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft ist diese Werkausgabe (einmal mehr) neu aufgelegt worden. Weit bin ich noch nicht - gerade mal die Einleitung der Herausgeber von 2016 gelesen. Die Erstausgabe (1967ff) hatte keine Einleitung, und es ist in gewissem Sinne faszinierend, zu lesen, dass rund 50 Jahre nach der Erstausgabe kein Mensch mehr weiss, welches die Auswahlkriterien des ursprünglichen Herausgebers waren. Nur, dass die ganze Chose von lauter Wienern herausgegeben und übersetzt wurde, scheint klar zu sein.
Ich will heute Abend noch in Band 1 abtauchen.
Grüsse
sandhofer
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Hallo!
Schönes, interessantes Projekt, vielleicht werde ich mich anschließen. Ich habe nur ein paar Reclam-Heftchen, diese Ausgabe macht einen guten Eindruck (eine Gesamtausgabe gibt es wohl nicht). Mal sehen.
lg
orzifar
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(eine Gesamtausgabe gibt es wohl nicht).
Auf Deutsch offenbar nicht. Ich glaube, es gibt eine auf Latein...
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Gemäss Vorwort meiner Ausgabe erscheint seit 1975 einen englischsprachige Ausgabe, die zum Schluss 89 Bände umfassen soll.
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Band 1 war zwar ganz nett (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7250), aber eine der grossen Schriften des Erasmus (wie man früher glaubte) ist das Handbüchlein definitiv nicht.
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Ich fange jetzt mit den Lob der Torheit an. :yodel:
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Und schon fertig damit. Das ging 'runter wie Honig. Ein ausgezeichnetes Stück Satire.
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Das Lob der Torheit steht nun auch im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7295).
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Und gleich geht es mit Band 3 weiter: Die Einleitung(en), die Erasmus für seine Ausgabe des Neuen Testaments verfasst hat. Erasmus als Theologe und als Philologe. Genau wie später Luther wünscht er, dass die Bibel in alle modernen Sprachen übersetzt wird, weil die Kenntnis dieser Texte für alle möglich sein muss. Und er nimmt die Frauen nicht aus dabei. So viel auf den ersten 10 oder 15 Seiten.
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Die Wiederherstellung selber des Neuen Testaments in der griechischen Ursprache fehlt. Aber was Erasmus an Kirchenkritik hinter philologischen Betrachtungen versteckt, ist nicht von schlechten Eltern... :angel:
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Sodele. Band 3 ist nun auch im Blog (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7315) abgelegt. Lesenswert bis heute.
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Band 4 enthält Erasmus' Schriften über den freien Willen, gegen Luther. Im Grunde genommen unternimmt Erasmus hier etwas Unmögliches: Der freie Wille kann nicht zugegeben werden, wenn man gleichzeitig einen allmächtigen und allwissenden Gott annimmt - egal, was die Scholastik dazu meint. Luther war hier konsequenter, als er den freien Willen gänzlich leugnete. Allerdings wollte Luther das mit Auslegung der Schrift beweisen, und da war Erasmus eigentlich der Berufenere. Noch und noch muss sich Luther darauf zurückziehen, dass ganz einfach seine (Luthers) Auslegung die richtige sei - Punkt. Erasmus muss sich gefühlt haben wie ein eleganter Degenfechter, der einem mit einer Heugabel bewaffneten Bauern gegenüber steht...
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Hallo orzifar!
Kleine Frage: Geht es eigentlich in Flaschs Kampfplätzen der Philosophie (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=6949) im Abschnitt über Erasmus vs. Luther um den freien Willen? Ich habe Flaschs Buch nie gelesen.
Grüsse
sandhofer
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Hallo!
Kleine Frage: Geht es eigentlich in Flaschs Kampfplätzen der Philosophie (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=6949) im Abschnitt über Erasmus vs. Luther um den freien Willen? Ich habe Flaschs Buch nie gelesen.
Ja, unter anderem. Er stellt häufig eine humane und einer eher restriktive Variante des Christentums gegenüber (beginnend mit Augustinus, der von Luther wieder aufgegriffen wird). Ich musste an dieses Buch bei deinen Erasmus-Beiträgen denken, es würde sicher sehr gut als Ergänzungslektüre passen.
lg
orzifar
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Beim freien Willen, bzw. dessen Ermangelung, scheint Luther allerdings auf Wyclif zurückgegriffen zu haben, und Erasmus auf Augustinus. (Weil er - Erasmus - sich nicht traute, auf Pelagius zurückzugreifen. Da stand ihm offenbar Paulus im Weg...)
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Hallo!
Beim freien Willen, bzw. dessen Ermangelung, scheint Luther allerdings auf Wyclif zurückgegriffen zu haben, und Erasmus auf Augustinus. (Weil er - Erasmus - sich nicht traute, auf Pelagius zurückzugreifen. Da stand ihm offenbar Paulus im Weg...)
Erasmus hat doch irgendwas über die Willensfreiheit geschrieben und sich dort zur "freien Handlung" bekannt (wenn mich nun die Erinnerung nicht täuscht), Luther hingegen hat über den "geknechteten Willen" geschrieben und die Möglichkeit der Erlösung durch eine gute Tat bestritten (ganz im Sinne von Augustinus). Die Schrift von Luther müsste ich sogar irgendwo haben (muss mal nachsehen), jene von Erasmus nicht (ich dachte, die gäb's in Reclam, habe jetzt allerdings nichts gefunden: In deiner Sammlung wird sie sicher dabei sein).
lg
orzifar
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Hallo!
Luther ging, wenn ich das richtig sehe, über Augustinus hinaus. Auch bei Augustin hilft die gute Tat nicht, nicht alleine - es bedarf immer noch der Gnade Gottes. Das war auch offizielle Lehre der katholischen Kirche, die Erasmus adoptierte. Er hätte dem freien Willen gern mehr zugestanden.
Ich habe versucht, die beiden Positionen in meinem Blog-Beitrag (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7337) zu präzisieren.
Grüsse
sandhofer
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Band 5 sind dann eher politische Schriften: Eine Satire über Julius II. vor der Himmelspforte, ein Fürstenspiegel. Die Satire beginnt nicht schlecht, erschöpft sich dann aber in Invektiven gegen Julius II.
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Zusammengefasst (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7358) kann man sagen, dass Band 5 den Pazifisten Erasmus zeigt - einen Pazifisten avant la lettre.
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Mit den Vertrauten Gesprächen habe ich Band 6 auch schon im Blog abgelegt (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7374). Ab jetzt wird's wohl ein wenig langsamer gehen, meine Ferien sind zu Ende.
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Etwas gemächlicher als auch schon, geht es in der Präsentation der Auswahlausgabe mit Band 7 (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7412) weiter: der Cicerionianismus und Sprichwörter sind die Themen.
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Mit Band 8 (http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=7446) ist meine Erasmus-Lektüre vorläufig abgeschlossen. Erasmus sollte man allerdings immer wieder mal lesen...